(Bearbeitungsstand vom 5. April 2020)
René (Árpád) Spitz, (*29. Januar 1887 Wien, gest.14. September 1974 in Denver). Er war Forscher, Psychoanalytiker und Arzt.
Spitz gilt als der Begründer der psychoanalytisch-empirischen Säuglings- und Kleinkindforschung.
Die eindringlichen Bilder seiner filmischen Dokumentation seelischen Leidens von verlassenen Babys lösten selbst in Fachkreisen tiefe Bestürzung aus. Seine Grundlagenforschungen führten zu radikalen Reformen von Kinderkrankenhäusern und Heimen.
Seine Vergangenheit als überzeugter Kommunist ist allerdings kaum bekannt.
Spitz war ein „Weltbürger“ zwischen Wien, Budapest, Berlin, Paris, New York und Genf.
René Spitz' Berliner Adresse:
1928 bis April 1933 Taubertstr. 5, Berlin-Grunewald
Film (1947) Grief, a peril in infancy von René Spitz und und Katherine Wolf. The National Library of Medicine. http://resource.nlm.nih.gov/9505470
Zur Biographie
René Spitz' eigener Weg
René Spitz wurde 1887 in Wien als ältester Sohn einer sehr wohlhabenden tschechisch-jüdischen Familie geboren. Die Familie bewohnte ein repräsentatives, großbürgerliches Haus, das sein Großvater als zukünftigen Stammsitz der Familie hatte erbauen lassen. Seine Schwester Desirée („Daisy“ *15. September 1889 Wien, gest. 8. Mai 1979 Lugano, Schweiz, verh. Bródy) war zweieinhalb Jahre jünger. Sein Vater Arpad/ Aron (*16. November 1860 Lőcse (Levoča), heute Slowakei, gest. etwa 1941 Zürich, Schweiz) war Industrieller (im Bergbau) und gründete eine Reihe von Fabriken, seine Mutter Ernestine Antoinette Spitz (geb. Lothringer) (*8. Oktober 1862 Iași, Rumänien, gest. nach 1938) stammte aus einer Bankiersfamilie. Wann genau die Familie nach Budapest zog, ist nicht bekannt.
Die berufliche Karriere des jungen René Spitz zwischen Bankwesen und Industrie schien vorgezeichnet. Da entdeckte er als Achtjähriger die Abbildung eines Mikroskops, kaufte eines von seinem Taschengeld und begann, seine Beobachtungen zu notieren. René Spitz war ein neugieriger Junge und las bereits als Jugendlicher Texte von Hegel.
Von Vater und Onkel skeptisch betrachtet, ging René Spitz nach dem Schulabschluss 1908 zum Medizinstudium nach Lausanne und dann nach Berlin. Auch in späteren Jahren war er häufig in Berlin – allerdings im Auftrag der Firma seines Vaters. In Berlin hörte er zum ersten Mal den Namen Sigmund Freud von einer ärztlichen Kollegin, an deren Namen sich Spitz nicht mehr erinnern konnte, die in der Schweiz im Burghölzli bei Bleuler studiert hatte. Da das Medizinstudium für Frauen in Berlin erst ab 1908 möglich war, muss sie eine der ersten Studentinnen gewesen sein. Wahrscheinlich handelte es sich um Helene Friederike Stelzner https://www.deutsche-biographie.de/sfz126554.html (für diesen Hinweis danke ich Rainer Herrn).
1909 kehrte Spitz zurück nach Budapest. Dort war er bei Ernö Jendrassik tätig, in dessen Abteilung Neurologie und Innere Medizin kombiniert waren. Spitz promovierte 1910. In den Kursen über Psychiatrie und Gynäkologie traf er Freunde, die ebenfalls im Burghölzli mit psychoanalytischen Gedanken in Kontakt gekommen waren. Diese Freunde waren 1908 aus Russland vor den Juden-Pogromen geflohen.
Psychoanalytische Behandlung als Forschungsprojekt
Psychoanalyse wurde in Ungarn vor dem Ersten Weltkrieg in diversen intellektuellen linken Kreisen lebhaft diskutiert (siehe Beitrag zu Radó). René Spitz verkehrte im Sonntagskreis um Georg Lukács und um den Dichter und Dramatiker Béla Balázs. Bei René Spitz sprang aber erst der Funke über, als er bei seiner alten Freundin Cecilia Polányi, die den Galilei-Kreis besuchte und auch einen eigenen intellektuellen Salon führte, zufällig den Artikel von Isidor Sadger, einem frühen Wegbegleiter Freuds, Aus dem Liebesleben Nikolaus Lenaus (1909) fand. Cecilia Polányi, die eine begeisterte Anhängerin der Psychoanalyse war, hatte eigene psychoanalytische Erfahrungen in der Klinik von Bircher-Brenner in Zürich gemacht, in der ein regelrechter Psychoanalysekult getrieben wurde (Szapor 2001, S.111). René Spitz fühlte sich wie vom „Blitzschlag“ getroffen, und Cecilia Polányi stellte den Kontakt zu Sándor Ferenczi her. René Spitz und Ferenczi freundeten sich an. Michael Josef Eisler kam noch dazu und zusammen lasen und diskutierten sie psychoanalytische Texte (1910). Eine reguläre Ausbildung zum Psychoanalytiker existierte damals noch nicht; sie wurde erst 1920 mit der Gründung des Berliner Psychoanalytischen Instituts etabliert. Ferenczi nahm Spitz mit in das Hospital Szent Erzsébet, in dem er tätig war, und überwies ihm erste Patienten. Es waren Arbeiter, die in der psychiatrischen Klinik behandelt wurden und nicht selten unter Schizophrenie litten. Spitz war so wohlhabend, dass er von ihnen kein Honorar verlangte. Aber es waren schwierige Behandlungsversuche und die Therapien stagnierten. Ferenczi schlug Spitz vor, eigene Erfahrungen mit Psychoanalyse bei Freud zu machen. Allerdings zweifelte er daran, ob er Spitz annehmen würde, da Freud damals nur Kranke behandelte (Eissler 1953, I/3 f).
Spitz wollte den Versuch trotzdem wagen und schlug Freud ein „Forschungsprojekt“ vor. Spitz wollte ihm das gleiche Honorar bezahlen wie seine Patienten und sich ihm als „Versuchsperson“ zur Verfügung stellen, an der er seine These zur Kontinuität zwischen psychischgesund und psychischkrank überprüfen könnte. Nach May (2016, S. 265f), die Freuds Behandlungskalender ausgewertet hat, kam Spitz am 10. Oktober 1911 zum ersten Mal in die Analyse. Anfangs fand die Behandlung sechs Mal pro Woche statt. Ab dem 20. November kam Spitz nur noch zwei bis drei Stunden wöchentlich. Freud schrieb dazu an Ferenczi, „Dr. Spitz hat etwas den Großartigen gespielt, ist dafür mit Entziehung von drei Stunden gestraft worden und scheint es seither ernsthafter zunehmen. […] Immerhin ist er recht nett“ (F/Fer I.1, S. 427). Am 20. Dezember endete die Analyse. Damals nahm Freud ein stattliches Honorar: von Einheimischen 40 Kronen und von Ausländern 50 (Kronenwert zwischen 1908 und 1912: 1 Krone 5,0 Euro, 50 Kronen = 250 Euro). Spitz kam immer um 2 Uhr nach dem Mittagessen. Kaum hatte er sich auf der Couch ausgestreckt, fiel ihm ein, dass er gern nach dem Mittagessen eine Zigarette rauchen würde. „‘Ich rauche immer eine Zigarette und jetzt kann ich natürlich nicht rauchen‘. Worauf er (Freud) sagte, ‚Ja warum denn nicht?‘ Sag ich, ‚No, das haben Sie doch in Ihren technischen Schriften geschrieben.‘ Worauf er antwortete: ‘Unsinn! Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht früher eine Zigarette angeboten habe.‘ Von diesem Tage an stand auf dem Tischchen neben dem Sofa ein kleiner Behälter mit ein paar Zigaretten darin und jedes Mal, wenn ich mich niederlegte, nahm ich eine heraus und sagte gleich beim ersten oder zweiten Male, ‚Sehen Sie, abgesehen davon, dass ich in dieser Zeit rauche, ist es mir auch eine Genugtuung, dass ich umso weniger als die 40 Schillinge (später korrigiert er, es seien 50 Kronen gewesen) ….. die ich Ihnen zu zahlen habe, - es geht von den 40 Schillingen ab.‘“ (Eissler 1953, II/ 20). Freud akzeptierte generell nicht, dass Spitz den Verlauf der Behandlung aus seinen Schriften ableitete.
Einmal trug Spitz einen schwarzen Anzug und Freud deutete, dass er ihm manchmal klein und schmächtig und dann wieder groß und stattlich vorkomme und dass das wohl an seiner Haltung läge. Spitz widersprach – das habe nichts mit seiner Haltung, sondern mit der Farbe seines Anzugs zu tun.
In Spitz‘ Berichten über seine eigene Analyse schildert er, wie behutsam Freud mit Übertragungs- und Widerstandsdeutungen umging. Auch habe er Träume nur in Andeutungen analysiert - keinen bis zu Ende. Inhaltlich sei es um die Beziehung zu Spitz‘ Schwester gegangen, um den Kastrationskomplex und um seine ödipale Beziehung zu seinem Vater. Neue Erinnerungen seien nicht aufgetaucht, aber anschließend habe er geordneter über sich Bescheid gewusst (Eissler 1953, II/ 8 f). Sie hätten auch immer wieder Bewertungen ausgetauscht, Ansichten und Meinungen - etwa über Schopenhauer, Laotse, Nietzsche etc.
Über Sexualität sprach Freud sehr direkt. Spitz war 24 Jahre alt und sexuell sehr erfahren. Er sei es gewohnt, eine Freundin zu haben und sei relativ treu gewesen, solange die Beziehung andauerte. Sein Dilemma sei nun, dass er in die Frau verliebt sei, die er heiraten wolle und dafür auf seine Freundin verzichtet habe. Nun bleibe ihm nichts anderes übrig als zu masturbieren. Freud fand das während der Analyse nicht ratsam. Er meinte, dass Männer ja auch auf ihre Frauen vor und nach der Niederkunft eines Kindes verzichten würden, ohne zu masturbieren. Die Analyse solle in der Versagung stattfinden, um die Spannung zur Beflügelung von Phantasien zu fördern (Eissler 1953, II/12).
Eigentlich sei Freud aber wohl unzufrieden mit dem Gang der Analyse gewesen: Spitz verabschiedete sich für eine Woche zum Skiurlaub. Als er zurückkehrte, begrüßte ihn Freud mit den Worten: „Sie haben die Analyse verlassen, nun verlässt die Analyse Sie“ und beendete die Behandlung. Spitz war sehr verletzt. Um seine Verfassung auszudrücken, erzählte er Eissler von seinem Trennungskonflikt mit Hilfe einer Anekdote: Freuds Arzt Max Schur wartete sehr beunruhigt auf die Geburt seines Kindes. Der Termin war schon um drei Wochen überschritten. Freud sagte zu Schur: „Gehen Sie, Sie sind in einer schweren Lage zwischen einem Kind, das nicht auf die Welt kommen will und einem alten Mann, der nicht sterben kann“ (Eissler 1953, I/15). Man kann nur vermuten, dass Spitz einerseits loyal bei dem „alten Mann“ bleiben, sich aber andererseits auf den Weg zu einer eigenen Familiengründung machen wollte. Spitz brach den Kontakt zu Freud in einer „zornigen Trauerreaktion“ für acht Jahre ab (Eissler 1953, I/8). Trotz allem war er vom Wahrheitsgehalt der Psychoanalyse überzeugt. Erst als er 1918 Ferenczi zufällig traf und ihm von seiner Enttäuschung an Freud erzählte, ermutigte er ihn, seinen Ärger zu überwinden (Eissler 1953, I/7). Bei seinem nächsten Wienbesuch, 1919, besuchte er Freud wieder. Eissler gegenüber meinte er, dass Freuds Verhalten das Vorrecht des Genies sei, das keinen Anlass hat, seine Zeit zu verschwenden (Eissler 1953, I/33).
Zurück in Budapest war Spitz an einer psychiatrischen Klinik tätig. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Militärarzt in der österreichisch-ungarischen Armee und übernahm die Leitung der Abteilung für Geisteskranke in Zagreb. Anschließend ließ er sich in Budapest mit einer psychoanalytischen Praxis nieder und wählte die tschechische Staatsbürgerschaft.
Revolution, Flucht, Exil
Nach dem Krieg war Spitz „in die wilden Dinge in Ungarn“ verwickelt – wie er in dem Interview mit Bluma Swerdloff vom 6. April 1967 andeutete. Am 16. November 1918 rief Graf Mihály Károlyi nach der „Asternrevolution“ die ungarische Republik aus. Die bürgerliche revolutionäre Regierung konnte die folgenden territorialen Kämpfe nicht bewältigen und trat am 21. März 1919 zugunsten der kommunistischen Räterepublik zurück. Die Räterepublik unter Béla Kun rekrutierte ihre Regierungsmitarbeiter zum Teil aus den verschiedenen intellektuellen Diskussionskreisen. Unter ihnen waren auch mehrere Psychoanalytiker (siehe Beitrag zu Sándor Radó).
Nach Kruppa (2011, S. 51) war Spitz damals überzeugter Kommunist. Er wollte sich sogar von seiner Frau, der Künstlerin Ella Spitz-Kende, die gerade mit ihrer Tochter Eva Maria Spitz (*1. 4.1919 - gest. 2. 5. 2009, verh. Blum) schwanger war, scheiden lassen, da er jederzeit zu gefährlichen Aktionen entsandt werden konnte und Frau und Tochter nicht in Gefahr bringen wollte. Spitz hatte sogar Tibor Számuely versteckt, der unter Béla Kun Anführer der Terrorgruppe der Räterepublik wurde und Massenhinrichtungen befohlen hatte. Es wäre naheliegend, wenn auch Spitz in der Räterepublik eine führende Rolle eingenommen hätte. In dem Interview mit Swerdloff erzählt Spitz die Geschichte etwas anders: Er habe nie etwas mit Politik zu tun gehabt und seine Familie sei in einem kommunistischen Land unglücklich gewesen. Deshalb sei er schon im März 1919 mit seiner Familie aus Ungarn geflohen. Als Bauer verkleidet habe er seine Familie, die er in einem Heuwagen versteckte, über die Grenze gebracht. Es bleibt unklar, warum Spitz unmittelbar vor dem Ausrufen der Räterepublik floh, und man kann nur vermuten, dass er als „Kapitalist“ auch Verfolgung ausgesetzt gewesen sein könnte. Kruppa (2011, S. 51) hält es für möglich, dass Spitz angesichts des amerikanischen Antikommunismus sein kommunistisches Engagement bei dem Interview, das 1967 für die Library of Congress in Washington geführt wurde, verschwieg.
Spitz konnte sich zunächst nicht entscheiden, wo er sich mit seiner Familie niederlassen sollte und reiste durch ganz Europa. 1924 erschien seine erste psychoanalytische Publikation in der Imago. Unter der Überschrift Zwei Kapitel über kulturelle Entwicklung schrieb er über Die Dreizahl und Die Genesis der magischen und der transzendenten Kulte. Schließlich entschied er sich, in Wien zu bleiben. Am 23. Juni 1926 wurde Spitz zum außerordentlichen Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung gewählt. 1928 verließ er Wien bereits wieder. Das gut organisierte moderne Berliner Psychoanalytische Institut zog ihn an.
Er war beeindruckt von Melanie Klein, Theodor Reik, Hanns Sachs, Sándor Radó und besonders von Karen Horney und schätzte die Diskussionen mit Edith Jacobssohn. Die Lebendigkeit am Berliner Institut führte er darauf zurück, dass alle Mitglieder von der Psychoanalyse fasziniert waren und darüber oft leidenschaftlich und kontrovers diskutierten (Swerdloff 1967, S. 31). Mit zwei Vorträgen, Lampenfieber (29. April 1930) und Angstgefühl und Bedürfnisspannung (23. September 1930) stellte sich Spitz in der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft vor und wurde am 10. Dezember 1930 als ordentliches Mitglied aufgenommen. Besonders inspirierten ihn allerdings die Vorträge von Siegfried Bernfeld. Unter seinem Einfluss begann er sich mit empirischer Säuglings- und Kinderbeobachtung zu beschäftigen. Daraus entwickelte er seine Hospitalismus-Forschung und legte damit ein Fundament für die moderne Bindungsforschung.
Im Mai 1930 gehörte Spitz zu den Vortragenden des ersten Internationalen Kongresses „On Mental Hygiene“ in Washington D.C. Er sprach am 8. Mai Über das Ziel, die Methode und die Resultate der analytischen Behandlung an einer Klinik (IZP / XVI / 1930 / 532).
Am 15. November 1932 hielt Spitz einen letzten Vortrag vor der DPG: Eine Analyse im Spiegel einer künstlerischen Intuition (nach dem Roman „Vagadu“ von Pierre Jean Jouve).
Kurz nach dem Reichstagsbrand entschloss sich Spitz, mit seiner Frau Ella und den beiden Kindern Eva Maria und Hans (John) Deutschland zu verlassen. Da er in einem weltbürgerlichen, mehrsprachigen Milieu aufgewachsen war, gab es für ihn auch in englisch- oder französischsprachigen Ländern keine Sprachbarrieren. Später publizierte er auf Deutsch, Französisch und Englisch. Spitz verfügte sowohl über ein ungarisches als auch ein tschechisches Diplom und lotete zunächst die Situation in Prag aus. Um die Lage mit Freud zu besprechen, reiste er nach Wien. Freud legte ihm nahe, die Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft in Prag zu leiten, da eine ganze Reihe von Berlinern nach Prag fliehen wollte oder sich schon dort befand. Spitz lehnte das ab, um nicht in Prag festzusitzen, falls sich die Lage weiter zuspitzen sollte und ging nach Paris. Als Gast hielt er in Prag im 3. und 4. Quartal 1934 vier Vorträgen zur Psychologie des Kleinkindes. Er sprach über John, ein unvollkommen untergegangener Ödipuskomplex, und über Frühkindliches Erleben und Erwachsenenkultur bei den Primitiven. Obwohl er Berlin längst verlassen hatte, wurde er noch bis Juni 1935 in der Mitgliederliste der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft geführt.
Bevor sich Spitz ganz in Paris niederließ, ging er 1935 für ein Studienjahr an das Psychologische Institut der Universität in Wien, das als Mittelpunkt internationaler kinder- und jugendpsychologischer Forschung galt. Hier wurden Kinder und Jugendliche untersucht, die aus den unterschiedlichsten Entwicklungskontexten stammten – manche kamen aus geordneten Verhältnissen, andere aus zerstörten oder traumatisierten Familien. In der Außenstelle des Instituts wurden Säuglinge, Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in ihrem Elternhaus leben konnten, aufgenommen. Charlotte Bühler und Hildegard Hetzer hatten für diese Kinder ein wissenschaftliches Regelwerk entwickelt, um sie nach einer eingehenden Beobachtung von drei Wochen in ein passendes Heim oder eine Pflegestelle zu vermitteln. René Spitz wollte diese Methoden der Beobachtung erlernen, um seine Befunde bei der Erforschung der Psychologie des Säuglingsalters in der Kinderkrippe in Begriffe der psychoanalytischen Entwicklungstheorie einzubinden. Damals entstanden die ersten filmischen Dokumentationen traumatisierter Säuglinge und Kleinkinder. Bühler und Spitz interpretierten ihre Befunde unterschiedlich. Bühler kritisierte, dass Spitz psychoanalytische Konzepte als gegeben voraussetze – also die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes und vor allem seine Objektbeziehungen weitgehend auf den mütterlichen Einfluss reduziert habe, während sie das Kind von Anfang an als selbständiges Wesen betrachte – auch wenn es durch die Umgebung beeinflusst werde (Bühler,1968).
In Paris musste Spitz seinen medizinischen Abschluss wiederholen, um als Psychoanalytiker tätig sein zu können. Am 16. Juni 1936 wurde er ordentliches Mitglied der Gesellschaft, Lehranalytiker und Dozent.
Bereits 1938 verließ er mit seiner Familie Paris und zog weiter nach New York.
Hier musste er ein drittes Mal seine Medizinprüfungen ablegen, da seine europäischen Abschlüsse nicht anerkannt wurden.
Von 1950 bis 1952 war Spitz Vizepräsident der New York Psychoanalytic Society. Er war an der psychiatrischen Abteilung des Mount Sinai Hospitals tätig.
Bindungsforschung
Die in Wien begonnenen Studien setzte René Spitz in den USA fort. Zum Studium der ersten Lebensjahre hatte Spitz am Institut von Charlotte Bühler die Säuglinge und Kinder direkt beobachtet und nicht Entwicklungsvorgänge auf Grund der Analyse späterer Phasen bei Psychoanalysanden rekonstruiert. Damit unterschied Spitz sich methodisch von den psychoanalytischen Entwicklungspsychologen seiner Zeit. Er ging auch nicht davon aus, dass der Säugling von Anfang an über ein kompliziertes Seelenleben verfüge, sondern folgte Freuds Auffassung, nach der sich aus einem undifferenzierten Stadium heraus schrittweise der Trieb, die Ich-Struktur und die Objektbeziehungen entwickeln und ausdifferenzieren. Es ging ihm darum, seine aus dieser Empirie gewonnene Theorie so zu vermitteln, dass sie sowohl für Mütter und andere Pflegepersonen als auch für Fachleute anwendbar war. Dazu erschien sein Buch - ursprünglich auf Französisch - Genèse des premières relations objectales (1954) und 1957 auf Deutsch Die Entstehung der ersten Objektbeziehungen. Anna Freud schrieb das Geleitwort.
Bereits 1947 entstand aus einem psychoanalytischen Forschungsprojekt in New York ein Film, den er zusammen mit seiner Mitarbeiterin Katharine Wolf unter dem Titel Grief, a peril in infancy vorstellte, der selbst in Fachkreisen tiefe Bestürzung auslöste (auf dieser Webseite). Es ist ein bewegendes Dokument, in dem Säuglinge und Kleinkinder gezeigt werden, die von ihrer Mutter oder ihrer Bezugsperson verlassen wurden, Kinder, deren frühe Beziehung zerstört ist. Hier vermittelt sich ganz direkt die zentrale Bedeutung der Bindung für die Entwicklung innerer Objekte. In diesen Institutionen wie Heimen oder Krankenhäusern waren die Kinder zwar materiell ausreichend versorgt, aber schwer traumatisiert. Aus seinen Beobachtungen entwickelte Spitz neue Begriffe, wie anaklitische Depression, Hospitalismus und Marasmus. In dem Projekt entstanden über mehrere Jahre 52 Filme. Elf von ihnen wurden veröffentlicht. Die ergreifenden Bilder in diesen Filmen veränderten langfristig grundlegend die Vorstellungen von Ärzten, Psychologen, Pädagogen und auch Politikern über das Seelenleben von Babys und Kleinkindern. Die Veröffentlichungen von Spitz haben wesentlich dazu beigetragen, dass in den 1950er Jahren ein gründlicher Prozess des Umlernens bei der Behandlung von Kindern im Krankenhaus einsetzte.
Zwischen Amerika und Europa
Obwohl Spitz als einer der führenden Psychoanalytiker in Amerika „angekommen“ war, nahm er Alexander Mitscherlichs Einladung, in der Psyche zu publizieren, sehr erfreut an (09.05.1949, Seemann an Mitscherlich). Er lobte die Psyche sehr (20.06.1950 Schottlaender an Mitscherlich) und 1952 erschien sein, auf dem Internationalen psychoanalytischen Kongress in Amsterdam gehaltener, Vortrag Authorithy and Masturbation in der Psyche unter dem Titel Autorität und Onanie (1952). Er war mit einer umfangreichen Bibliographie versehen.
1956 wurde René Spitz Professor für Psychologie an der Graduate Faculty des City College of New York. 1956 bis1963 war er an der University of Colorado in Denver tätig.
Zu Ehren von Freuds 100. Geburtstag, am 6. Mai,1956 organisierte Alexander Mitscherlich zusammen mit dem Institut für Sozialforschung (Horkheimer und Adorno) eine Vorlesungsreihe in Frankfurt und Heidelberg. Er wandte sich gezielt an Psychoanalytiker, die Deutschland hatten verlassen müssen, um die Psychoanalyse ‚zurück‘ zu holen. Exponenten der internationalen psychoanalytischen Prominenz beteiligen sich an der Feier und dem folgenden Vortragszyklus. Zu der sich anschließenden Vorlesungsreihe kamen Franz Alexander, Michael Balint, Gustav Bally, Ludwig Binswanger, Edoardo Krapf, Herbert Marcuse, René Spitz, Erwin Stengel, Frederick Wyatt und Hans Zulliger (Lockot, 2016). Mitscherlich bat Spitz, den er als besonders prominenten Vertreter der Psychoanalyse ansah, die akademische Feier „in dem größten Auditorium, was wir zur Verfügung haben“, einzuleiten (Mitscherlich an Müller-Braunschweig 25.05.1956). Auf der Grundlage dieses Vortrags entstand Spitz‘ Buch No and Yes. On the Genesis of Human Communication (1957). (Deutsch: Nein und Ja: die Ursprünge der menschlichen Kommunikation, 1957). Die Arbeit steht als sechste in einer Reihe von Untersuchungen „über die ontogenetischen Anfänge des Menschen und über Prozesse, die von der biologischen Matrix der Gattung zum eigentlich Menschlichen führen“ (Spitz, 1957, S. 9).
Fast jährlich besuchte Spitz mehrwöchentlich Konrad Lorenz im Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen, Oberbayern. Beide Forscher verband das Interesse an empirischen Beobachtungen von Lebewesen in frühen Entwicklungsstadien. Anlässlich der Feier zu Freuds 102. Geburtstag am New York Psychoanalytic Institute hielt Spitz einen Vortrag, der unter dem Titel A Genetic Field Theory of Ego Formation (Deutsch: Eine genetische Feldtheorie der Ich-Bildung, 1972) veröffentlicht wurde. Angeregt durch den Austausch mit Lorenz verband Spitz seine ca. 25-jährige Forschung zur Ich-Entwicklung mit Überlegungen, die er aus der Biologie ableitete. Er vermutete, dass einige der frühesten psychischen Prozesse nach dem Modell biologischer Prototypen ablaufen und suchte nach Analogien und Verschiedenheiten zwischen Vorgängen auf der embryonalen Entwicklungsstufe und solchen der frühen psychischen Entwicklung.
Nach dem Tod seiner Frau Ella 1961 fühlte sich René Spitz in den USA zunehmend einsam und ging in die Schweiz, wo er als Gastdozent in Genf wirkte. Hier entstand die Freundschaft mit Raymond de Saussure. 1962/63 wurde er Gründungsmitglied der Denver Psychoanalytic Society und ihr erster Präsident. Spitz war auch Herausgeber der Zeitschrift The Psychoanalytic Study of the Child.
1964 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Genfer Universität verliehen.
1965 lud Hans Kilian, Leiter der psychosomatischen Beratungsstelle der Universitäts-Poliklinik München, René Spitz zu einem Sommerworkshop nach München ein.
Auch in den beiden folgenden Jahren wurden die Sommerworkshops mit Spitz fortgesetzt und zwischen Spitz, Kilian und seiner Lebensgefährtin Lotte Köhler entstand eine herzliche Freundschaft. Lotte Köhler war sehr wohlhabend und gründete die René Spitz-Gesellschaft zur Förderung der Psychoanalyse e.V. München. Edith Buxbaum war die Ehrenpräsidentin.
In dieser Zeit entstand The First Year of Life (1965) (Deutsch: Vom Säugling zum Kleinkind. Naturgeschichte der Mutter-Kind-Beziehungen im ersten Lebensjahr 1965). René Spitz arbeitete nun mit dem amerikanischen Pädiater und Säuglingsforscher Terry Brazelton zusammen.
Aus den im Sommersemester 1967 an der Münchner Universitäts-Nervenklinik gehaltenen Vorlesungen entstand das Buch: Angeboren oder erworben. Noch im selben Jahr bot Herbert Gaskill, Direktor der Abteilung für Psychiatrie der Universität Colorado, Spitz eine Professur für Psychiatrie an der University of Colorado an. 1968 kehrte er nach Denver zurück. Hier fand er nicht nur einen Alterssitz, sondern auch einen anregenden Ort für seine Forschungen.
Am 14. September 1974 starb René Spitz friedlich in seinem Haus in Denver.
Posthum erschien 1976, Vom Dialog. Studien über den Ursprung der menschlichen Kommunikation und ihrer Rolle in der Persönlichkeitsbildung.
Erinnerung von Eva Maria Spitz-Blum an die Taubertstraße
"On the kitchen side of the house there was an unkempt garden with a pen of squwaking turkeys. There were wide steps leading up to the front door; I do not recall two noble pillars framing the entrance, nor the high box-hedge. Instead there was a rusty stock fence in disrepair and a wilderness paradise of a non-garden for us children with excellent climbing trees. My father applied what he had learned in my grandfather's Triestene coalmines to our subterranean excavations in the "wilderness". He had a number of fir trees taken down and cut into fitting lengths. Then he taught us how to stabilize the interior walls of our tunnels so they would not collapse over our heads." (31.Juli 2002)
Literatur:
Berger, A., Henningsen, F., Hermanns L. M., Togay J.C. (2011): Der psychoanalytische Aufbruch Budapest-Berlin 1918-1920. Brandes & Apsel, Frankfurt a.M.
Bühler, C. (1968): Charlotte Bühler, Los Angeles, über René A. Spitz, in Zusammenarbeit mit G. Cobliner: The First Year of Life. A Psychoanalytic Study of Normal and Deviant Development of Object Relations. New York (International Universities Press) 1965, Psyche, 22(2): 143-148
Eissler, K. (1953): Spitz, R. : Image 2 of Sigmund Freud Papers: Interviews and Recollections, 1914-1998; Set B, 1939-1974; Interviews; Spitz, René A., 1953 https://www.loc.gov/resource/mss39990.13220/?sp=2&r=-0.626,-0.071,2.252,1.42,0
Gaskill, H.v.(Hrsg.) (1963): Counterpoint. Libidinal Object and Subject. René Spitz zu seinem 75. Geburtstag. New York. Deutsch: 1976, Vom Dialog.
Kruppa, G.L. (2011) Die ungarischen Psychoanalytiker und der Galilei-Kreis in den zwei Revolutionen 1918 und 1919. In Berger et al. (2011) S. 45-68
Lockot, R. (2016) Internet Chronik der DGPT 1918 bis 1975. https://www.dgpt.de/die-gesellschaft/geschichte-der-dgpt/psychoanalyse-1918-1975/
May, U. (2016): Freud bei der Arbeit. Gießen. Psychosozial Verlag
Sadger, Isidor (1909): Aus dem Liebesleben Nikolaus Lenaus. Schriften zur angewandten Seelenkunde. Heft 6. Wien, Leipzig.
Spitz, R. (1924): Zwei Kapitel über kulturelle Entwicklung (I. Die Dreizahl, II. Die Genesis der magischen und der transzendenten Kulte). Imago 1924, 10:328-33
Spitz, R. A. (1930): Lampenfieber. Vortrag am 29. April 1930, IZP / XVI / 1930 / 543
Spitz, R. A. (1930): Angstgefühl und Bedürfnisspannung. Vortrag am 23. September 1930, IZP / XVII / 1931 / 291
Spitz, R. A. (1930): Über das Ziel, die Methode und die Resultate der analytischen Behandlung an einer Klinik. Vortrag am 8. Mai 1930, IZP / XVI / 1930 / 532
Spitz, R. A. (1933): Eine Analyse im Spiegel einer künstlerischen Intuition (nach dem Roman „Vagadu“ von Pierre Jean Jouve). Vortrag am 15. November 1932, IZP / XIX / 1933 / 282
Spitz, R. A. (1935): Vier Vorträge zur Psychologie des Kleinkindes: John, ein unvollkommen untergegangener Ödipuskomplex, Frühkindliches Erleben und Erwachsenenkultur bei den Primitiven. IZP / XXI / 1935 / 329
Spitz, R. A. (1952): Autorität und Onanie. Psyche – Z Psychoanal., 6(4):1-24
Spitz, R. A. (1954): Genèse des premières relations objectales. 1957 auf Deutsch: Die Entstehung der ersten Objektbeziehungen, Stuttgart, Klett
Spitz, R. A. (1957): Nein und Ja: die Ursprünge der menschlichen Kommunikation, Stuttgart, Klett-Cotta. (Im Vorwort heißt es: Die Arbeit steht als sechste in einer Reihe von Untersuchungen „über die ontogenetischen Anfänge des Menschen und über Prozesse, die von der biologischen Matrix der Gattung zum eigentlich Menschlichen führen“ (Spitz, 1957, S.9).
Spitz, R. A. (1959): A Genetic Field Theory of Ego Formation. Vorlesung vom 27. Mai 1958 (1972): Eine genetische Feldtheorie der Ichbildung. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M.
Spitz, R. A. (1965): Vom Säugling zum Kleinkind. Naturgeschichte der Mutter-Kind-Beziehungen im ersten Lebensjahr. Klett-Cotta, Stuttgart
Spitz, R. A. (1976): Vom Dialog. Studien über den Ursprung der menschlichen Kommunikation und ihrer Rolle in der Persönlichkeitsbildung. Basierend auf Hrsg. Gaskill, H. v. Klett-Cotta, Stuttgart
Spitz, R. A. (2000): Angeboren oder erworben? Die Zwillinge Cathy und Rosy – eine Naturgeschichte der menschlichen Persönlichkeit und ihrer Entwicklung, (basierend auf dem Vorlesungszyklus "Vererbung oder Umwelteinfluss?" (1967), Vorwort von Eva Maria Spitz-Blum, Beltz-Verlag, Weinheim Basel,
Swerdloff, B. (1967) Psychoanalytic Movement. Oral History Research Office. Columbia University. Interview: René Spitz mit Bluma Swerdloff, am 6.04.1967 (unveröffentlicht).
Szapor, J. (2001): Polanyi-Stricker Laura. The possibilities and impossibilities of this semi-century: the life of Laura Polanyi, 1882-1959. http://www.collectionscanada.gc.ca/obj/s4/f2/dsk3/ftp05/NQ66367.pdf
IZP = Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse
Für die Überlassung der Bilder vom IPV-Kongress 1934 Luzern (Tim N. Gidal) danke ich dem Jüdischen Museum Wien. (Bild 2 - 4)
Eva Maria Spitz Blum erlaubte mir freundlicherweise das Kinderbild von René Spitz und seiner Schwester zu verwenden (Bild 1) und das Bild Nr. 5.
Mit Dank an die A.A. Brill Library, Special Collections, NYPSI (Bild 6)
English Chronicle
1887 29th January: René Spitz is born in Vienna in the family home of his grandfather as the son of a very wealthy and respectable Jewish family. His father is a businessman in the mining industry, his mother comes from a family of bankers. He has a two years younger sister. The family’s country of origin is Czechoslowakia. René Spitz grows up in Budapest. Study of medicine in Lausanne and Berlin.
1908 During his studies in Berlin first contact with psychoanalysis through Russian emigrants who had met C. G. Jung at Burghölzli.
1909 Return to Budapest: work at the department for neurology and internal medicine of György Jendrassik.
1910 Medical thesis in Budapest. Contact with psychoanalytic literature through the intellectual circle around Celine Polányi. Friendship with Sándor Ferenczi: joint study of literature (also with Josef Eissler) and founding of a first ‘psychoanalytic nucleus’ in Budapest. Spitz starts to offer psychoanalytic treatment to workers free of charge.
1910 – 1911 Psychoanalysis with Freud as a ‘research project’ (to examine Freud’s theory about the continuity between psychically ill and healthy). Return to Budapest and work at the Psychiatric Hospital.
During the World War I army doctor in the Austrian-Hungarian Army; director of the Psychiatric Department in Zagreb. After the war he chooses the Czechoslowakian citizenship, his psychoanalytic practice is in Budapest. Disguised as a farmer on a hay wagon, he flees the anti-semitic, communist regime of Béla Kun; after a journey through the whole of Europe he settles in Vienna.
1922 Renewal of his contact with the Vienna Psychoanalytical Society.
1924 First psychoanalytic publication about cultural development in Imago; 1. Die Dreizahl (The number three). 2. Die Genesis der magischen und der transzendentalen Kulte. (The genesis of the magical and the transcendental cults).
1926 Membership of the Vienna Psychoanalytical Society.
1928 Attracted by the rich scientific and cultural life and the Berlin Psychoanalytical Institute, move to Berlin.
1930 2th April: Spitz, coming from the Vienna Group, is accepted as a full member of the German Psychoanalytic Society. Influenced by Siegfried Bernfeld, he develops an interest in child analysis.
May: Visit of the First International Congress “On Mental Hygiene” in Washington D.C.
1932 15th November: Public Paper at the Berlin Psychoanalytic Institute: “Eine Analyse im Spiegel einer künstlerischen Intuition (nach dem Roman “Vagadu” von Pierre Jean Jouve) ( An analysis mirrored in an artistic intuition (after the novel “Vagadu” by Pierre Jean Jouve)).
1933 April: René Spitz emigrates to Paris, together with his wife Ella, an artist, and his two children Eva Maria and Hans (John). Here he needs to re-sit his final medical exams. His wife Ella helps him with his public lectures.
1935 Membership of the Société Psychoanalytique de Paris, training analyst and lecturer. In his theoretical development he orientates himself on Anna Freud’s ‘The Ego and the Mechanisms of Defence’.
until 1936 First research contract with Charlotte Bühler on the systematic investigation of the psychology of the infant at the nursery of the Kinderübernahmestelle ( Institution for abandoned children) at Vienna with first film documentary.
1938 Emigration to New York.
1940 Member of the New York Psychoanalytic Institute. Spitz needs to re-sit his final medical exam for the third time.
1950 – 1952 Vice President of the New York Psychoanalytic Society. Work at the Psychiatric Department of the Mount Sinai Hospital.
1952 The film “Grief, a Peril in Infancy”, originating from his empirical documentations of mental pain in abandoned infants, shocked even professionals working in the field deeply. 11 published and 41 unpublished films are produced. Terms as anaclitic depression, hospitalism and marasmus fundamentally and permanently change the understanding of doctors, psychologists, educationalists and politicians about the mental life of babies and infants and lead to a radical re-organisation of institutions, in which children are educated or treated.
1954 "Genèse des premières relations objectales“. (The development of the first object relations) with an introduction by Anna Freud.
1956 Guest professorship for psychology at the Graduate Faculty of the City College of New York.
6th May: Spitz opens the academic celebration for Freud’s 100th birthday, which aroused considerable public attention, at the Frankfurt Psychoanalytic Institute. Friendship with Alexander and Margarete Mitscherlich.
1957 As contribution to Freud’s 100th birthday celebration he writes: No and Yes. On the Beginning of Human Communication. Move to Denver. Guest professorship for clinical psychology at the University of Colorado. Nearly every year René Spitz visits Konrad Lorenz in his Max-Planck-Institute für Verhaltensphysiologie (behavioural physiology) in Seewiesen, Bavaria, for several weeks. Both researchers share the interest in empirical observations of living beings at early phases of development.
1959 A Genetic Field Theory of Ego Formation
1961 Death of Ella Spitz.
1962 Move to Geneva. Friendship with Raymond de Saussure.Founding member of the Denver Psychoanalytic Society and its first president.
1964 Honorary Doctor of the Geneva University.
1965 The invitations by Hans Kilian (Director of the Psychosomatic Department of the University Munich) lead to summer workshops, continued in the following two years. Lotte Köhler founds the René Spitz-Gesellschaft zur Förderung der Psychoanalyse in München e.V. (René- Spitz –Society for the support of psychoanalysis in Munich). Edith Buxbaum is honorary president of the society. The First Year of Life.
1966 Collaboration with Berry Brazelton.
1967 His lecture at the Munich University Hospital is published as: Angeboren oder Erworben.
Herbert Gaskill, director of the Department of Psychiatry at the University Colorado invites Rene Spitz into his department. Here he finds not only a place for retirement but also a stimulating environment for his research.
1974 14th September: René Spitz dies peacefully in his house in Denver.
1976 Vom Dialog. Studien über den Ursprung der menschlichen Kommunikation und ihrer Rolle in der Persönlichkeitsbildung. (On dialogue. Studies of the origins of human communication and its role in the development of the personality).
(Translated by Helga Skogstad)
Stadtplan
Gedenktafel:
Adresse: Taubertstraße 5, 14193 Berlin
Sponsoren dieser Tafel: European Federation for Psychoanalytic Psychotherapy (EFPP) und Verein Analytischer Kinder - und Jugendlichenpsychotherapeuten (VAKJP)
Datum der Enthüllung: 11. 11. 2006
Anlass: 5th Conference of the Child and Adolescent Section of the European Federation for Psychoanalytic Psychotherapy (EFPP) in collaboration with the VAKJP
Mitwirkende bei der Tafelenthüllung: Heilwig Lorenz