Mit Freud in Berlin
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Angela Rohr

(Bearbeitungsstand vom 15. Februar 2020)

Angela Rohr, geb. Müllner, verh. Hubermann, verh. Rohr, nannte sich auch „Guttmann“ und trug weitere literarische Pseudonyme. Sie trug einen unakademisch erworbenen Doktortitel. Ihre medizinischen Fähigkeiten retteten ihr das Leben. Rohr wurde in Znaim, Mähren (heute Tschechische Republik) am 5. Feb.1890 geboren. Sie starb am 7. April 1985 in Moskau.

Rohr war Schriftstellerin, expressionistische Dichterin, Dadaistin, Psychoanalytikerin und Ärztin.

Zwischen 1921 und 1924 lebte sie in Berlin.

Angela Rohr studierte auf unkonventionelle Weise Literatur, Medizin und Psychoanalyse. Karl Abraham schätzte ihr „außergewöhnliches Verständnis für die Psychoanalyse“, Rainer Maria Rilke war von ihrer Prosa begeistert. Als Ärztin half sie Bertolt Brecht. In Moskau fand sie eine Heimat, schrieb u.a. für die Frankfurter Zeitung und lehrte in der Russischen Psychoanalytischen Vereinigung.

Sie überlebte den stalinistischen Gulag und schrieb über ihre Erfahrungen mit schonungsloser Genauigkeit.

  

 Berliner Adressen

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 Veröffentlichungen von Angela Rohr

 Psychoanalytische Vorträge und Seminare

 David Schütz

 Literatur

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          Angela Rohr vor einer Forschungsreise nach Sibirien, 1927 (Archiv Johann Marte, Wien)

Angela Rohrs (als Angela Hubermann-Guttmann)

Berliner Adressen zwischen 1921 und 1925:

1921/22     Berlin-Charl.,      Uhlandstraße 133/III, bei Maerker

anschließend Berlin-Wilm., Hindenburgstraße 80, bei Frl. E. Rose. Heute: Am Volkspark 85.

aus Otto Fenichels Notizbuch: Berlin-Wedding, Rheinsberger Straße 33 I

Zeittafel

 

5.2.1890   Angela Müllner wird als Tochter des Eisenbahnschaffners Österreichischen Nord-West-Bahn Karl Müllner und seiner Frau Anna Maria in Znaim (Österreich-Ungarn) geboren.

1904   Besuch von Bürgerschulen in Znaim, nach Umzug der Familie in Wien.

1907   Trennung vom Elternhaus. Abiturkurs im Mädchenlyzeum von Eugenie Schwarzwald, um Medizin zu studieren.

1908   Sie lernt den expressionistischen Schriftsteller Leopold Hubermann kennen. Schwangerschaft, Abbruch der Schule. Eintritt in die Wiener Jüdische Gemeinde.

18.2. 1909     Geburt ihrer Tochter Ligeia in Wien.

1909-1910     Reisen nach Capodistria und Triest.

1911     Heirat mit Hubermann in Prag.

1913     Trennung von Hubermann in Berlin. Mittellos, gibt sie Ihre Tochter zu Verwandten.

1914     Paris. Beginn des (autodidaktischen) Studiums der Medizin, Tbc-Erkrankung.

1914-1915     Kuraufenthalt und Fortsetzung des Studiums in der Schweiz.

1914   Erste literarische Veröffentlichungen in den Zeitschriften Die Ähre (Zürich), Die Aktion (Berlin).

1915   Zusammenarbeit mit Walter Serner an dessen Zeitschrift Sirius in Zürich.

1916   Scheinheirat mit dem Berliner Expressionisten Simon Guttmann.

1917   Beteiligung an Veranstaltungen der Dada Galerie in der Zürcher Bahnhofstraße, wo abends auch Debatten über Psychoanalyse stattfinden.

1918   Simon Guttmann kehrt nach Deutschland zurück. Sie wohnt allein im Castello di Ferro in Minusio bei Locarno. Arbeit an einem Buch über afrikanische Skulpturen.

1919/20   Erste Zeitungsveröffentlichungen. Freundschaft mit Rainer Maria Rilke in Locarno.

1921   Beginn des Studiums am Psychoanalytischen Institut in Berlin. Karl Abraham attestiert der Studentin „vortreffliche Leistungen und außergewöhnliches Verständnis für die Psychoanalyse“.

Juli 1921   Tbc-Heilkur, die von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung finanziert wird.

1922    Im Heft 3 der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse erscheint Angela Hubermanns Rezension von Julien Varendonck: „Über das vorbewußte phantasierende Denken“ (1921).

um 1923   Sie lernt den Medizin- und Soziologiestudenten Wilhelm Rohr, geb. 1899 in Stanislau, Galizien (Österreich-Ungarn), kennen, der sich in der KAPD, der KPD und für die Psychoanalyse engagiert.

1923   Besuch der Vorlesungen des Arztes und Pharmakologen Louis Lewin an der Berliner Universität.

1924   Wilhelm Rohr reist in die UdSSR, ursprünglich in Filmangelegenheiten. Er bleibt fast ein Jahr. Aus der Friedrich-Wilhelms-Universität wird er wegen zu langen Fehlbleibens exmatrikuliert. Erneute Erkrankung Angelas.

1925/26   Sie folgt Wilhelm Rohr nach Moskau, heißt nun Angela Rohr und erhält die russische Staatsbürgerschaft. Mitarbeit am dortigen Institut für Psychoanalyse (Schließung 1925) und weiterhin in der russischen psychoanalytischen Vereinigung.

1926   Teilnahme an einem Kurs für Volkspflege bei der Sozialreformerin Ilse Arlt in Wien, um sich auf die Arbeit mit verwahrlosten russischen Jugendlichen (Besprisorniki) vorzubereiten. Vermutlich letzte Begegnung mit ihrer Tochter Ligeia.

W. Rohr arbeitet am Marx-Engels-Institut unter Karl Schmückle und David Rjazanow als Fotograf und Redakteur an der Herausgabe der unveröffentlichten Schriften von Marx und Engels.

1927   Medizinische Forschungsarbeit am Moskauer Timirjasew-Institut für Biologie.

1928   Reise nach Sibirien und in den Fernen Osten, u.a. Birobidshan, medizinische, journalistische und schriftstellerische Arbeiten.

Leopold Hubermann stirbt in Berlin.

1928-1936   Berichtet als Feuilleton-Korrespondentin für die Frankfurter Zeitung aus der UdSSR

April 1935   In Moskau Begegnung mit Bertolt Brecht, den sie ärztlich betreut.

1930er Jahre   Arbeit an einer Puschkin-Biografie.

1939   Akkreditierung für Schweizer Zeitungen.

1941   Mitarbeit an der deutschsprachigen Zeitschrift Internationale Literatur in Moskau.

29.5.1941   Bertolt Brecht schreibt unterwegs von Finnland in das USA-Exil in Moskau einen Empfehlungsbrief für Angela Rohr an den russischen Schriftsteller Konstantin Fedin.

7. Juli 1941   Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf die UdSSR (22. 6. 41) wird sie verhaftet, kommt in die Lubjanka, ins Butyrki-Gefängnis, Transport nach Saratow.

Juli 1942   Im Untersuchungsgefängnis Saratow wird sie zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt. Transport in das Lager Nishni Tagil, später nach Tawda (Sibirien), wo sie als Hilfsärztin in Lazaretten arbeitet.

1942 Vermutlich Tod von Wilhelm Rohr in Saratow oder in einem Lager.

17. Juli 1946   Haftentlassung mit der Auflage der Verbannung.

1946-1952   Arbeit als freie Ärztin in der „Zone“ (im Lager) und in Tawda.

1947   Sie entdeckt eine Methode, bisher tödlich verlaufende Schierlingsvergiftungen zu heilen, schickt darüber eine Abhandlung an die Leningrader Akademie der Wissenschaften und erhält eine positive Antwort von Professor Galkin.

1949   „Ewige Verbannung“ für zuvor inhaftierte Deutsche, Kalmücken, Krimtataren, Inguschen, Tschetschenen.

1952-1957   Laborantin und Lehrerin an einer Berufsschule in Tawda.

1953   Im Kommentar zur Herausgabe von Rilkes Briefen an Gudy Nölke steht über Angela Guttmann, dass sie „29jährig, krank, mittellos, […] nach kurzer Zeit in Davos verstorben“ sei.

1953   Nach Stalins Tod Aufhebung der „Ewigen Verbannung“, aber Verbot, an den Ort zurückzukehren, an dem man verhaftet wurde.

29.4.1957   Rehabilitierung durch das Moskauer Miltärtribunal.

Dezember 1957   Rückkehr nach Moskau im Alter von 67 Jahren. Sie erhält eine kleine Rente (45 Rubel). Adresse (1958): Moskau Baumann-Gasse, Haus 5, Wohnung 196.

1958   Sie beginnt wieder zu schreiben, bis ins hohe Alter, zunächst über die Gefängnis- und Lagererfahrungen, dann über andere Themen. Gemeinschaftswohnung am Gogol-Boulevard 29, Wohnung 8.

1961 Sophie Liebknecht vermittelt einen Brief an Willi Bredel. Sie teilt ihm darin mit, dass sie Texte über das Lager veröffentlichen will.

1963   Rohrs Freundin, die russisch-deutsche Botanikerin Selma Ruoff, bringt dem Schriftsteller Konstantin Fedin Manuskripte von Angela Rohr (Der Vogel, Die Zeit, Die Tat).

1964   Weil Fedin sich ein Jahr lang nicht gemeldet hat, fordert sie ihre Manuskripte zurück. Daraufhin (11. 11. 64) Treffen Angela Rohrs mit Fedin. Er schickt einen Text in die DDR, der abgelehnt zurückkommt.

1968   Beginn der Freundschaft mit Jeanne Guillaume („Mascha“), einer Mitarbeiterin der luxemburgischen Botschaft in Moskau.

15. Mai 1977   Hans Marte, Kulturrat der Österreichischen Botschaft in Moskau, lernt die 87jährige Angela (Angelina) Rohr kennen: „eine kleine zierliche Person mit aufrechtem Gang, scharfem Verstand.“ Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen seiner Familie und Angela Rohr, mit gegenseitigen Besuchen in Moskau.

1980   Aufenthalt des Wiener Kardinals König in Moskau. Sie bittet um ein Gespräch, das, vermittelt von Hans Marte, unter vier Augen stattfindet.

1982-1984   Die Manuskripte der Gulag-Prosa Angela Rohrs werden nach Wien geschmuggelt.

7. April 1985   Angela Rohr stirbt in Moskau. Sie wird auf dem Friedhof in Kunzewo beerdigt.

1989   In der Edition Tau, Mattersdorf bei Wien, erscheint unter dem Pseudonym Helene Golnipa „Im Angesicht der Todesengel Stalins“ (Verlagstitel), die Sammlung der literarischen Erinnerungen Angela Rohrs an den Gulag, herausgegeben von der Historikerin Isabella Ackerl.

2004-2005   Fund des Briefes von Bertolt Brecht an Konstantin Fedin vom 29.5.41 im Fedin-Archiv Saratow und der Erzählungen Der Vogel und Die Zeit im Fedin-Archiv des RGALI in Moskau durch Gesine Bey, die ihn am 11. 8. 2006 in der FAZ publiziert. Bei Recherchen stellt sich die Identität der Autorinnen Helene Golnipa, Angela Hubermann, Angela Guttmann, A. G. und Angela Ror mit Angela Rohr heraus.

 

Zeittafel aus Angela Rohr: Der Vogel. Gesammelte Erzählungen und Reportagen, Basisdruck Verlag Berlin, 3. Auflage 2013, S. 289-293, aktualisiert von der Herausgeberin Gesine Bey am 6. Januar 2020.

 2010-2018

 Seit 2010 erschienen vier

Veröffentlichungen von Angela Rohr herausgegeben von Gesine Bey

 – Der Vogel. Gesammelte Erzählungen und Reportagen. Basisdruck Verlag, Berlin 2010.

 – Lager. Autobiographischer Roman. Aufbau Verlag, Berlin 2015. - Übersetzungen ins Niederländische, Tschechische und Italienische.

 – Begegnung. In: Sinn und Form, Heft 3, Berlin 2016. S. 359-371.– Zehn Frauen am Amur. Feuilletons für die Frankfurter Zeitung. Reportagen und Erzählungen aus der Sowjetunion (1928 – 1936). Mit Fotografien von Margarete Steffin und anderen. BasisDruck Verlag Berlin 2018.

Psychoanalytische Vorträge am Berliner Psychoanalytischen Institut und vor der Russischen Psychoanalytischen Vereinigung

 

2. Juni 1921: Dr. Hubermann: Sprachliches; Dr. Hárnik: Referat über Ferenczis Tic-Arbeit

9. Mai 1922: Frau Dr. Hubermann: Referat über Varendonck: „Über das vorbewußte phantasierende Denken“

24. Februar 1926: A. Rohr: Über eine Hysterieanalyse. – Diskussion: Dr. Wulff, Frau Dr.

Kannabich, W. Rohr.

 

1927 werden Wilhelm und Angela Rohr Ordentliche Mitglieder der Russischen Psychoanalytischen Vereinigung. Im Mitgliederverzeichnis ist ihre Moskauer Adresse in der Engelstr. 3 eingetragen.

25. November 1926: Kleine Mitteilungen: 1. Dr. Friedmann: Über ein Symptom, das eine Beziehung zwischen Analerotik und Homosexualität zeigt. – 2. W. Rohr: Fehlleistung einer Stenotypistin. – 3. Frau Doktor A. Rohr: Die Krankheit bei den Primitiven

7. März 1930: A. K. Rohr: Psychoanalyse und Religion.

27. März 1930: A. K. Rohr: „Einführung in die Psychoanalyse.“ Vorlesung für Ärzte und Pädagogen.

2018

David Schütz

Tamar Setter, Literaturwissenschaftlerin an der Ben Gurion Universität des Negev (Israel), forscht über den Schriftsteller David Schütz (1941- 2017), der als Kind mit der Jugend-Alija 1948 nach Israel kam. Sie erkennt, dass dessen Mutter Ligeia Schütz, geborene Müllner, die Tochter Angela Rohrs sein muss, David Schütz also deren Enkel.

Literatur

 

Stadtplan

 

 

Gedenktafel

 

  • A. Rohrs Adresse. Augustastr. Ecke Hindenburgstr. 80, bei Frl. E. Rose (linkes Eckhaus)
  • Heute: Am Volkspark 85.
  • Tafelenthüllung am 9. Feb. 2020
  • Naama Schutz
  •  Angela Rohrs Adresse: Berlin-Wedding, Rheinsberger Straße 33 I
  • David Schütz' Geburtshaus. Kastanienallee 86
  • Naama und Regine Lockot
  • Naama
  • Im Hinterhaus der Kastanienallee 86
  • Karl Abraham
  • Franz Alexander
  • Berliner Psychoanalytisches Institut I
  • Berliner Psychoanalytisches Institut II
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